Nicht fürs Süße, nur fürs Scharfe und fürs Bittre bin ich da

19/01/23 20:00 - 19/01/23 23:00

Wienerlieder und neue Kompositionen von Shane Woodborne zu Texten von Theodor Kramer (1897-1958)

Wienerlieder und neue Kompositionen von Shane Woodborne zu Texten von Theodor Kramer (1897-1958)

Wer 2021 bei der wunderbaren Veranstaltung„Stiller Abend, dunkelgold“ dabei war, wird auch diesen Abend genießen.

Außergewöhnliche Künstler kreieren ein außergewöhnliches Erlebnis!
Der Komponist Shane Woodborne hat existenzielle Texte von Theodor Kramer zu einem Liederzyklus verwoben: Große Lyrik verbunden mit den Klängen des Ensembles Quadrophonie (Georg Winkler, Karl Müller, Gerti Hollweger-Eisl, Hubert Kellerer). Die unvergleichliche Schauspielerin Julia Gschnitzer liest, der junge Salzburger Tenor Johannes Forster singt von Heimat und Vertreibung, von Abschied und Heimkehr. Maria Walcher würzt diesen Zyklus authentisch und mit einer Prise Humor und Frechheit, aber auch Nachdenklichkeit mit „Wienerliedern“ zum selben Thema.

Der Komponist

Shane Woodborne studierte Violoncello und Klavier in Kapstadt, Südafrika und an der Hochschule Mozarteum in Salzburg. Während des Studiums widmete er sich zunehmend dem Kompositionsschaffen. Auftragswerke entstanden u.a. für die Beethoven-Gesellschaft Bremen, das Zeitfluss–Festival Salzburg, die Jeunesse und das Lindesnes Kammermusikfest Norwegen, unter diesen finden sich Werke für Chor und Orchester ebenso wie Liederzyklen, Solowerke und Kammermusik. Für das Salzburger Adventsingen entstand 1999 das szenische Oratorium „Da hat vor dem Stall der Äpfibam bliat“ und u.a. „Fürchte dich nicht!”(2021); seit 2010 Solokonzerte für Violine, Cello, Kontrabass; drei Messen inklusive 2014 „Missa in honorem Sancti Sebastiani“; zwei Streichquartette (2018: 2. Streichquartett nach Texten von Wilfried Owen: „The eternal reciprocity of tears“/UA durch das Stadler-Quartett); derzeit das 3. Streichquartett in Arbeit; seit 1992 Cellist und langjähriger Geschäftsführer der Camerata Salzburg, seit 2019 Mitglied des Vorstandes des Salzburger Musikvereins.

Der Dichter

Theodor Kramer, geb. am 1. Jänner 1897 in Niederhollabrunn;  Sohn des jüdischen Dorfarztes Max Kramer und der Babette Kramer, geb. Doctor; Realgymnasium in Stockerau und Wien; bis 1915 Hörer der Exportakademie in Wien; im Juli 1915 Einberufung; 1916 schwere Verwundung an der wolhynischen Front; Einsatz an der Isonzo-Front; ab 1918 Studien an der Universität Wien (Germanistik, Geschichte, Staatswissenschaften), die er abbricht; arbeitet im Buchhandel und als Buchvertreter; seit den 1920er Jahren Wanderungen durch Niederösterreich, das Burgenland, den Böhmerwald, Südtirol und das Trientinische;  1929 Publikation des ersten Gedichtbandes Die Gaunerzinke; Leo Perutz und Joseph Kalmer unterstützen ihn; 1928 Lyrik-Preis der Stadt Wien, 1929 Julius-Reich-Preis; bis 1933 erscheinen seine Gedichte in vielen Zeitungen/Zeitschriften des deutschsprachigen Raumes und in Frankreich; heftige Reaktionen auf den Sammelband Wir lagen in Wohlhynien im Morast (1931); seit 1931 freier Schriftsteller, ausschließlich Lyriker. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten verliert Kramer zunehmend seine Publikationsmöglichkeiten in Deutschland; Mitglied der ab März 1934 verbotenen Vereinigung sozialistischer Schriftsteller; finanzielle und moralische Unterstützung durch den 1934 gegründeten Theodor-Kramer-Verein, u.a. durch Otto Basil, Kurt Blaukopf, Leopold Liegler, Fritz Hochwälder, Viktor Matejka, Erika Mitterer, Paula von Preradovic, Ernst Waldinger, Rosa/Otto Spranger; 1936 Tod des Vaters; 1936 erscheint der bisher umfangreichste Gedichtband Mit der Ziehharmonika. (Wiener Gsur-Verlag). 1938 Berufsverbot, Verlust der Wohnung, psychischer Zusammenbruch: Versuchter Freitod – einige Versuche, in ein Asylland zu entkommen, scheitern (Schweiz, USA, Dominikanische Republik); Juli 1939 Flucht nach England; alle Schriften Kramers stehen auf der Verbotsliste der NS-Reichsschrifttumskammer; 1940/41 als „feindlicher Ausländer“ in Huyton bei Liverpool und auf der Isle of Man interniert; Bekanntschaften u.a. mit Erich Fried, Robert Neumann, Eleanor Farjeon, Hilde Spiel; Teilnahme an der 1942 vom österreichischen Exil-P.E.N. veranstalteten Kulturkonferenz im Austrian Centre/London; Kramers Mutter Babette Kramer kommt 1943 im Konzentrationslager Theresienstadt um (Kramer erfährt davon erst nach 1945). 1943–1957 Bibliothekar in Guildford (Surrey); 1943 wird der Gedichtband Verbannt aus Österreich vom Austrian P.E.N. in London herausgegeben; 1947 Ehrenring der Österreichischen Liga für die Vereinten Nationen; zunehmende Vereinsamung und gesundheitliche Probleme; fortgesetzte umfangreiche lyrische Tätigkeit; 1946 erscheinen in Wien die Gedichtbände Wien 1938/Die grünen Kader (1946) und Die untere Schenke (1946); 1951 britischer Staatsbürger; 1957 Rückkehr nach Österreich; 1956 und 1957 Preis der Theodor-Körner-Stiftung, 1958 Ehrenpension des österreichischen Bundespräsidenten; Tod am 3. April 1958 in Wien; Kramer wird auf dem Wiener Zentralfriedhof (seit den 1990er Jahren Ehrengrab der Stadt Wien) bestattet; Seit 2013 befindet sich der Nachlass im Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek. „Erst In der Heimat bin ich ewig fremd“ (Wiedersehen mit der Heimat, 28.11.1957)

Programm – Traditionelle Wienerlieder

PRÄLUDIUM

AUF DEM STILLEN KIRCHBERG STAND …

17. September 1943. Aus: Niederhollabrunner Gedichte (Aus dem Nachlass zusammengestellt von Erwin Chvojka. Gesammelte Gedichte 1987)

MIT DER ZIEHHARMONIKA

27. November 1934. In: Mit der Ziehharmonika. Gedichte. Wien: Gsur & Co 1936

KADENZ

WER LÄUTET DRAUSSEN AN DER TÜR?

18. Juni 1938. In: Wien 1938/Die grünen Kader. Gedichte. Wien: Globus 1946

UNSEREN TOTEN

20. Juli 1942. In: Verbannt aus Österreich. Neue Gedichte. London: Austrian PEN 1943

INTERLUDIUM

NICHT FÜRS SÜSSE, NUR FÜRS SCHARFE …

30. Jänner 1952. In: Einer bezeugt es … Hg. von Erwin Chvojka. Graz, Wien: Stiasny Verlag 1960

SPÄTES LIED

15. Jänner 1945. In: Lob der Verzweiflung. Gedichte. Wien, München: Jugend und Volk 1972 (zu Lebzeiten unpubliziert, fertiggestellt 1946)FRANZ SCHUBERT (1797–1828):  Der Wanderer, D 489, op. 4/1 (1816), Bearbeitung von Shane Woodborne – TEXT: Georg Philipp Schmidt von Lübeck (1766–1849)

Die Interpret*innen

Johannes Forster, nach Ausbildungen an der Querflöte, Gitarre und dem Klavier studiert er Gesang am Mozarteum Salzburg sowie Spanisch und Sport an der Paris Lodron Universität Salzburg. Er ist Mitglied des Vokalensembles „Hohes C“ sowie des Salzburger Bachchores, Leiter mehrerer Chöre und Gesangslehrer am Borromäum, bei Singwochen und privat; darüber hinaus ist er als Bariton immer öfter solistisch zu hören, sowohl in Konzerten als auch szenischen Produktionen; seit 2018 ist er als Tenor beim Ruperti Viergesang und beim Salzburger HirtenAdvent, seit 2019 auch als Schauspieler beim Salzburger Passionssingen tätig.

Julia Gschnitzer, am 21. Dezember 1931 in Innsbruck geboren; erste Theatererfahrungen an Jugend- und Laienbühnen in ihrer Heimatstadt; ab 1948 Schauspielunterricht bei Traute Foresti und Gesangsunterricht bei Charlotte von Zallinger; 1951 erstes Festengagement am Tiroler Landestheater, weitere Stationen: Stadttheater Biel-Solothurn, Stadttheater Bern; seit 1960–1990 Volkstheater Wien; 1990–1995 Engagement am Landestheater Salzburg; seither freischaffend und „wo immer man mich gebraucht hat.“ 2011 feierte Julia Gschnitzer ihr 60-jähriges Bühnenjubiläum. Sie kann auf eine beeindruckend hohe Zahl an großen Rollen zurückblicken – das Gretchen in Goethes „Faust“, die Luise in Schillers „Kabale und Liebe“, die Edrita in Grillparzers „Weh dem, der lügt!“, die Desdemona in Shakespeares „Othello“, die Susanne in Beaumarchais’ „Der tolle Tag oder Figaros Hochzeit“, Shen Te/Shui Ta in Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“ und Mrs. Peachum in Brecht/Weills „Dreigroschenoper“; die verrückte Ärztin Mathilde von Zahnd in Dürrenmatts „Die Physiker“, Alma in Tennessee Williams „Sommer und Rauch“, Amanda Wingfield in „Die Glasmenagerie“. In Heinrich von Kleists „Der zerbrochne Krug“ gab sie Marthe Rull und Frau Brigitte, in Thomas Bernhards „Am Ziel“ die Mutter. In Ferdinand Raimunds „Der Bauer als Millionär“ verkörperte sie im Laufe ihrer Karriere sowohl die Jugend als auch das hohe Alter. Sie spielte u.a. die Titelrollen in „Doña Rosita bleibt ledig“ von Federico García Lorca, „Der Besuch der alten Dame“ von Friedrich Dürrenmatt, „Frau Suitner“ von Karl Schönherr und „Josef und Mari“ von Peter Turrini. 1971 wurde sie als Franziska Jägerstätter in dem Film „Der Fall Jägerstätter“ von Axel Corti einem breiten Fernsehpublikum bekannt; weitere zahlreiche Engagements für Film und Fernsehen; sie unterrichtete viele Jahre an der Schauspielschule Krauss und am Konservatorium Franz Schubert in Wien. 1989 Kammerschauspielerin; Trägerin des Silbernen Ehrenzeichens der Stadt Wien, des Karl-Skraup-Preises, des Ehrenzeichens des Landes Tirol, des Ehrenzeichens für Kunst und Kultur der Stadt Innsbruck, des Goldenen Verdienstzeichens des Landes Wien; zuletzt Ehrenbecher der Stadt Salzburg. Abschied von der Bühne als Mutter im „Jedermann“ (2016) bei den Salzburger Festspielen; weiterhin als Rezitatorin tätig. Julia Gschnitzer ist hochgeschätztes Mitglied unseres „Salzburger Musikvereins. Dialoge zwischen Klassik, Moderne und Volksmusik“.

Maria Walcher,  geb. 1960 in Wien, Expertin für Immaterielles Kulturerbe. Studium der Volkskunde und Musikwissenschaft in Wien (Mag. 1986). Ab 1980 Mitarbeiterin im Österreichischen, Niederösterreichischen und Wiener Volksliedwerk ; Moderatorin und Gestalterin von Sendungen im ORF (Rundfunk und Fernsehen) in den Bereichen Volksmusik, Wienermusik und Blasmusik; Mitwirkung als Sängerin in mehreren Gruppen bei Aufführungen, Schulungen und CD-Produktionen. 1989–2003 Generalsekretärin des Österreichischen Volksliedwerks und Initiatorin zahlreicher Projekte zur Vermittlung von Volksmusik, u. a. der „Sommerakademie Volkskultur“, der Projekte „Mit allen Sinnen“ (Volksmusik an den Schulen) und „Musik der Regionen“ (CD-Reihe zum Millennium) sowie des Walter-Deutsch-Preises für besondere Verdienste um die Volksmusikforschung. 2006-2016 Leiterin der Österreichischen National-Agentur für das Immaterielle Kulturerbe in der Österreichischen UNESCO-Kommission, seither selbständig; zahlreiche Publikationen zur Volks- und Wienermusik, zu volkskulturellen Themen und zum immateriellen Kulturerbe; 2018 das Buch „Ein Erbe für alle. 103 Traditionen aus Österreich“ (gemeinsam mit Edith A. Weinlich); Österreichischer Volkskulturpreis 1999; Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich 2004.

Ensemble Quadrophonie

Gerti Hollweger-Eisl, Fagottistin, Saxophonistin, Absolventin des Mozarteums, Mitwirkung in vielen Orchestern und Ensembles (u. a. Claudio-Abbado-Jugendorchester, Mozarteumorchester, Salzburger Domorchester), Mitwirkung beim Salzburger Adventsingen, Musikpädagogin am Musikum Salzburg.

Hubert Kellerer, Akkordeonist, Hauptfachstudium an der Universität für Darstellende Kunst in Graz, weitere Studien am Musikkonservatorium in Kopenhagen, Kurse in Helsinki, Rotterdam, Duisburg; Musiker in verschiedenen Ensembles in Salzburg, Praxis in vielen Musikstilen (Chansons, Lieder, zeitgenössische, experimentelle Musik), Musikpädagoge und Fachgruppenleiter am Musikum Salzburg.

Georg Winkler, Klarinettist, Absolvent des Mozarteums, Klezmer-Musiker, Mitwirkung in vielen Orchestern und Ensembles (z. B. Mozarteumorchester Salzburg, oenm (Österreichisches Ensemble für Neue Musik), Salzburger Kammersolisten), Vorsitzender diverser Jurys, Musikpädagoge und Fachgruppenleiter am Musikum Salzburg. Karl Müller, Klarinettist, Literaturwissenschaftler an der Universität Salzburg, Vorstand des Fachbereichs Germanistik der Universität Salzburg (2007–2011), Mitbegründer des Stefan- Zweig-Zentrums; Mitglied des Zentrums für Jüdische Kulturgeschichte und des P.E.N.-Clubs, 1996–2021 Vorsitzender der Theodor Kramer Gesellschaft; zahlreiche Bücher, Herausgeberschaften und viele Aufsätze zu literarischen und kulturhistorischen Themen. 


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